Atelier Agave – Feriengefühl in der Josefstrasse

Schon von aussen vermittelt das Atelier Agave eine besondere Stimmung. Innen setzt sich diese Atmosphäre fort, getragen von sorgfältig durchdachten, funktionalen Kreationen. Ein Besuch lohnt sich.

STADTGESCHICHTEN

Rothpunkt Journal

10/3/20252 min lesen

Wer an der Josefstrasse 8 vorbeigeht, sieht sofort durch die grossen Fenster des Atelier Agave: Keramik, Teppiche, Kerzen und das warme Licht, das den Raum erfüllt. Vor dem Eingang kleine, schöne Postkarten – ein stilles Detail, das den einladenden Eindruck noch verstärkt. Schon hier beginnt die Stimmung, die sich beim Eintreten fortsetzt: es fühlt sich an wie ein kurzer Ausflug in die Ferien, weit weg vom städtischen Alltag.

Hinter diesem Ort steht Joel Adank. Er begann mit Kochbüchern und Food-Fotografie, eng verbunden mit der Gastronomie. Aus dieser Nähe entstand auch der Blick dafür, dass Schönes nicht nur wirken soll, sondern auch zweckmässig sein muss. Mit dieser Haltung entstanden die ersten Entwürfe – Geschirr, das nicht nur auf dem Tisch gut aussieht, sondern auch im Food-Bereich den Alltag aushält. Daraus entwickelte sich Schritt für Schritt ein Sortiment, das heute weit über Keramik hinausgeht.

Wie durchdacht seine Arbeiten sind, zeigt sich nicht nur in seinen Büchern, in denen Rezepte immer mit klaren Anleitungen verbunden sind, sondern auch in jedem einzelnen Objekt. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Kerzenständern aus Holz: Der Hals ist stark genug, damit nichts abbricht, und im Inneren sitzt eine Metallkappe, damit das Holz nicht Feuer fängt. Die umlaufende Fläche fängt herabtropfenden Wachs auf, damit nichts auf den Tisch gelangt. Ebenso die Kerzen in Keramikgefässen: Nach dem Abbrennen sind sie nicht verloren, sondern können als Tassen oder Schalen weiterverwendet werden. Alles wirkt bis ins Detail bedacht.

Ein Highlight für Zürich-Liebende ist die Serie von Vasen, die von der Roten Fabrik inspiriert ist. Die markanten Schlote des Gebäudes wurden in Ton nachgebildet und zu Vasen geformt, aus denen Blumen spriessen statt Rauch. Ein Stück Stadtgeschichte, transformiert in ein Wohnobjekt, das sich leicht in den Alltag integrieren lässt.

Das Sortiment an Keramik reicht von grossen Tellern bis zu kleinen Schälchen. Farblich bewegen sich die Stücke zwischen sanften Naturtönen, ruhigen Graunuancen und feinen Akzenten. Eine Linie war sogar in einem besonders schönen Grauton gehalten – ein Grau, das selten zu sehen ist und mir sofort auffiel. Manche Arbeiten tragen Streifen oder Punkte, Muster, die den aktuellen Zeitgeist aufgreifen, ohne aufdringlich zu wirken. So entsteht eine Handschrift, die eigenständig bleibt und zugleich offen für äussere Einflüsse ist.

Beim Gespräch wurde deutlich, dass das Feriengefühl tatsächlich beabsichtigt ist. Er stellte es nie in den Vordergrund, aber er lächelt, wenn man es anspricht. Mit seinen Entwürfen lässt sich zuhause ein Ort schaffen, der diese Stimmung trägt – ein Hauch von Ferien, eingefangen im eigenen Alltag.