Exotische Vögel im Halbschlaf
Eine Einschlaf-Doku kippt in eine halluzinöse Episode. Plötzlich wirken Vögel grotesk und unwirklich. Am Morgen bleibt die nüchterne Auflösung.
KOLUMNE
Klara Spuren
9/10/20252 min lesen


Es gibt Momente, in denen etwas absolut nicht Besonderes absolut halluzinativ aussehen kann, je nachdem, was man sieht und vor allem in welchem Zustand man es sieht.
Vor einigen Tagen habe ich mir zum Einschlafen eine Doku angemacht. Ich wollte nichts sehen, das mich aufwühlt, beunruhigt oder aufregt, also dachte ich mir: Ich schaue eine Doku über Vögel. Vögel sind harmlos, was sollen die schon anstellen. Genau das Richtige, um sanft dahinzudösen. Und genau da begann meine halluzinöse Episode.
Denn zu meinem Pech war es eine Doku über exotische Vögel. Also Vögel, die weder du noch ich mit grosser Wahrscheinlichkeit je von nah oder fern gesehen haben. Die ersten Minuten war ich noch wach, und auch die Doku war ganz nüchtern, noch mit ihrer Einleitung beschäftigt. Aber genau in dem Moment, als ich in diesen Zwischenzustand glitt, nicht mehr richtig wach, noch nicht ganz eingeschlafen, war auch die Doku soweit, ihre exotischsten Exemplare zu präsentieren.
Ich lag also im Halbschlaf, einerseits zu schläfrig, um zu realisieren, was ich sah, oder um mein Handy auszuschalten, andererseits zu wach, um es nicht mehr zu sehen. Und da waren sie: Vögel mit zwei langen Federn auf dem Kopf, wie Antennen, etwa 30 Zentimeter lang. Vögel mit hauchdünnen, fächerförmigen Federfäden am Hinterteil, die sich wie ein Sträusschen ausbreiteten. Vögel in einer so knallorangen Farbe. Sie liessen sich von den Bäumen auf den Boden fallen, sie flogen nicht, sie fielen hinunter wie kleine Feuerbällchen, und sie waren so orange, dass selbst Neonorange daneben blass gewirkt hätte.
Und während ich da lag, irgendwo zwischen Bewusstsein und Traum, dachte ich nur noch:
Was sehe ich da? Halluziniere ich? Gibt’s die wirklich? Was sind das für Vögel?
Das kann doch nicht sein. Die sehen doch grotesk und unwirklich aus.
Ich war fest davon überzeugt, zu halluzinieren, und bin mit genau diesem Gedanken eingeschlafen.
Am nächsten Tag, wieder wach und nüchtern, stellte ich fest:
Es waren einfach exotische Vögel. Wie man sie eben erwarten würde, wenn man hellwach gewesen wäre. Dann hätte es mich wohl auch nicht so geflasht.
Gut.
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